Jugendtörn 1996 London - Elektrik Totalausfall SY First Lady

Die alte Charteryacht "First Lady", ca 13m Ketsch, S-Spant und Langkieler sorgte für einen längeren Aufenthalt im St. Katharines Dock und eine Nachtfahrt von der Thames Estary nach Zeeland/NL.

Unsere Londontörns 1992 und 1995 hatten, bei unserer Jugendgruppe (wsc-mk), eine so gute Resonanz, dass wir für 1996 wieder einen Jugendtörn nach London planten.

Schnell hatten sich so viele Interessenten gemeldet, dass wir zwei Segelyachten benötigten.

Wir charterten die uns bekannte GibSea 126 “Phantasia“, unter Skipper Rudi Mohrmann. Ich hatte mich für eine alte franz, Ketsch “First Lady“, ein Langkieler, mit S-Spant Rumpf entschieden.

Am 28.07.96 brachen wir gegen Mittag auf sodass wir wie geplant am nächsten Morgen mit auflaufendem Wasser (Flut) London erreichten. Vor der Tower Bridge im West Dock des St. Katharine Dock legten wir an.


Die SY "First Lady" vor der Schleuse zum St. Katherines Dock

Am nächsten Morgen machten sich die Trainies in kleinen Grüppchen auf um die Stadt zu erkunden. Gegen Nachmittag kamen wir von einem Ausflug zurück und bemerkten, dass die Lenzpunpe arbeitete. Bei Kontrolle der Bilge stand das Wasser bis kurz unter den Bodenbrettern. Das bedeutete, dass die Pumpe ihre Aufgabe nicht erfüllte.

Die zweite Möglichkeit um Wasser außenbords zu bekommen war mit der Kühlwasserpumpe die Bilge zu lenzen. Und tatsächlich nach einigen Minuten sank der Wassespiegel in der Bilge.
Allerdings erzeugte unser Motor eine Nebelwolke aus dem Abgasrohr und blieb kurze Zeit später stehen. Entwässerungsversuche an der Einspritzpumpe brachten den Motor nur kurz zum Spucken.

Später, nach der Demontage der Bilgepumpe, fanden wir Schrauben, Muttern, und andere Metallkleinteile die den Pumpvorgang verhinderten.

Hier war professionelle Hilfe gefordert. Die Hafenverwaltung besorgte uns einen Yachtservice. Am nächsten Tag begutachtete der Fachmann den Motortreibstoff und stellte fest, dass unser Dieselöl mit Spülwasser (aus der Combüse) verseucht war.
Wieder einen Tag später erschienen zwei Mitarbeiter mit Kanister zur Aufnahme des verseuchten Treibstoffs und Reinigungchemikalien um den leeren Tank zu säubern. Die Helfer pumten den verseuchten Treibstoff ab und reinigten den Tank und die Treibstoffleitungen. Für die Fahrt zur Tankstelle bekamen wir 10 Liter Diesel eingefüllt.
Während der Arbeiten stellte der Service fest, dass der Lenzkorb der Lenzpumpe fehlte. Dies erklärte die Schrauben und Mutter in der Lenzpumpe.

Die Ursache der Verunreinigung:
Der Spülwasserablauf der Pantry führte in einen kleinen Schmutzwassertank, der mit einer Elektropumpe nach außenbords entleert wird. Diese Pumpe verweigerte ihren Dienst (verstopft). Der Überlauf des Abwassertanks entsorgte das Spülwasser in die Bilge. Die Bilgepumpe sollte den Rest erledigen.
Doch diese war mit Schrauben und Muttern aus der Bilge gefüllt da am Ansaugschlauch der Saugkorb fehlte.
Das Spülwasser sammelte sich somit über dem Treibstofftank. Eine ungeeignete Dichtung der Revisionsöffnung ließ das Spülwasser dann in den Tank eindringen.

Einen Tag später konnten wir St. Katherines Dock verlassen, dabei bemerkten wir den Totalausfall des Funkgerätes.

Bei einem Probelauf der Maschine ohne angeklemmte Servicebatterie bekam das Funkgerät vermutlich Überspannung direkt von der Lichtmaschine.

Nach eine Stunde Wartezeit vor der Tankstelle, konnten wir gerade noch mit ablaufendem Wasser (Ebbe) die Themse abwärts navigieren.
Wegen des Zeitverlustes an der Wassertankstelle (Warteschlange) erreichten wir die Ansteuerung des River Crouch erst zu Beginn des ablaufenden Wassers. Inzwischen frischte der W-Wind auf 6 Bft auf, sodass wir unser Ziel Burnham-on-Clouch nicht mehr erreichen konnten.
Unsere Begleityacht, die wesentlich schnellere GibSea 126, dagegen erreichte Burnham-on-Crouch wie geplant vor einsetzten der Ebbe.
Zu unserem Pech viel dann noch das gesamte elektro Panel aus. Ohne Echolot und Funk war auch kein Ausweichhafen erreichbar. Zusammen mit drei segelerfahrenen Jugendlichen stellte ich zwei Wachen für eine Nachtfahrt über die Dover Street zusammen.

Bei stärker werdendem westlichem Starkwind rauschten wir raumschoots mit bis zu 10 Kn über den Kanal zur Oosterschelde /NL. Mit Koppelnavigation See- und Strömungskarte und gelegentliche Standortkonrolle über unser Hand-GPS. Kurz vor der Einfahrt zur Roompotschleuse erwachte das elektro Panel und wir konnten wieder die Wassertiefe prüfen.
Nachdem wir in der Roompotmarina unter Maschine angelegt hatten versagte diese wieder ihren Dienst. Dabei hatten wir seit zwei Tagen nicht gespült! Vermutlich fand überkommendes Seewasser den Weg in den Kraftstofftank.

Gegen Nachmittag legte die SY Phantasia neben uns an. Die Freude war groß, dass wir alle unbeschadet wieder im Heimathafen angekommen waren.Denn wir hatten zwei Tage keinen Kontakt.
Nachdem ich dem Vercharterer von unseren Problemen berichtet, erwähnte er, dass im vorhergehenden Winter Der Tank gereinigt und die Dichtung der Revisionsöffnung erneuert wurde. Außerdem wusste er vom fehlenden Lenzkorb.

Dies alles war meiner Ansicht nach fahrlässig !

Unsere Auslagen, Reparatur und Treibstoff, wurden erstattet.

Oktober 2025 M.Iffland